Als Susan Sontag im Publikum saß

Gesellschaft, Deutschland 2021

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Im Jahr 1971 fand in der New Yorker Town Hall eine Panel-Diskussion statt, die bald legendär wurde: Unter dem Titel "A Dialogue on Women's Liberation" diskutierten, stritten und lachten der Schriftsteller Norman Mailer, die Autorin Germaine Greer, die LGBT-Aktivistin Jill Johnston, die Feministin Jacqueline Ceballos und die Literaturkritikerin Diana Trilling. Im Publikum saßen unter anderem Susan Sontag, Cynthia Ozick und Betty Friedan. Kurz: Einige der prominentesten Vertreter der intellektuellen Elite New Yorks waren an diesem Abend versammelt. Chris Hegedus und D.A. Pennebaker hielten das Ereignis in ihrem Dokumentarfilm "Town Bloody Hall" fest. 50 Jahre später realisiert der deutsche Filmemacher RP Kahl (= Rolf Peter Kahl) auf einer Theaterbühne ein Reenactment des Abends. Dabei verschieben sich die Grenzen von Spiel und Ernst – die Diskussionen gehen auch jenseits der Bühne weiter. Durch diese realen Auseinandersetzungen geraten die Proben für das Reenactment zu einer Reflexion über Geschlechterverhältnisse im Zeitalter von "Me Too". Geschickt verweben RP Kahl und Saralisa Volm die Zeitebenen in dieser spielerischen und unterhaltsamen Dokumentation über die kämpferischen Anfänge des Feminismus und ihren Nachhall im Hier und Jetzt. "Es gehörte schon bei 'Town Bloody Hall' zu den interessanten Aspekten, dass die Diskussion eine gesellschaftliche Dynamik spiegelt. Schon deswegen geraten Greer und Mailer in ein rechtes Gerangel - hitzig, aber nicht giftig. Die Sehnsucht nach einer solchen Debattenführung ist dann auch in Kahls Film ein Thema. Eine Auflösung dieses Ringens um Macht bietet die Diskussion natürlich nicht, solange die Verhältnisse sich nicht ändern. Da war der Abend damals schon hoffnungsvoller. Oben auf der Bühne stellte Mailer Greer als 'lady writer' vor, und sie zahlte es ihm mit einem Exkurs über den männlichen Künstler und seine aus Unvermögen gespeiste Überheblichkeit zurück." (Susan Vahabzadeh, auf: sueddeutsche.de) "Über manches muss man heute lächeln. Manches wird aber auch weggelächelt. Wahrscheinlich hätte auch Norman Mailer rückblickend über mancher seiner Statements lächeln müssen. Doch Mansplaining funktioniert auch heute noch, nur eben augenzwinkernd tongue-in-cheek: 'Erklär doch noch mal, wie der Kommunismus den Sex kaputtmacht!' Es ist eben doch RP Kahl, der darauf beharrt, dass eine klassenlose Gesellschaft keine erotisch-subtilen Machtspielchen mehr ermögliche. Und dann ist da ja auch noch Susan Sontag, die Norman Mailer bei der Diskussion darauf hinwies, dass ein sensibler Umgang mit Sprache eben auch eine Form von Respekt darstelle, während sein Sprachgebrauch – er nannte die Frauen auf dem Podium durchgängig „Ladies“ – hierarchische Ordnungen perpetuiere. Immerhin scheint diese Lektion mittlerweile in weiten Teilen der Gesellschaft zumindest zur Kenntnis genommen zu werden. Am verbliebenen großen Rest muss weitergearbeitet werden. Wenn diese Arbeit sich trotz allem so charmant camoufliert wie in 'Als Susan Sontag im Publikum saß', dann verspricht dies in der Tat ein großes Vergnügen. Auch." Ulrich Kriest, auf: filmdienst.de)
86 Min.
HD
FSK 12
Sprache:
Deutsch
Untertitel:
Englisch

Auszeichnungen

Lichter Filmfest 2022 Bester regionaler Langfilm

Weitere Informationen

Montage:

Angelo Wemmje

Sound Design:

Jürgen Schulz

Besetzung:

Saralisa Volm (Germaine Greer)

Rolf Peter Kahl (Norman Mailer)

Luise Helm (Jill Johnston)

Heike-Melba Fendel (Diana Trilling)

Marie Céline Yildirim (Jaqueline Ceballos)

Cynthia Buchheim (Cynthia Ozick)

Stefanie Schuster (Susan Sontag)

Kirstin Warnke (Lucy Komisar)

Sonja Hilberger (Betty Friedan)

Mario Mentrup (Anatole Broyard)

Originaltitel:

Als Susan Sontag im Publikum saß

Originalsprache:

Deutsch

Format:

16:9 HD, Farbe mit S/W-Anteilen

Altersfreigabe:

FSK 12

Sprache:

Deutsch

Untertitel:

Englisch